Am Sonntag, 16. September 2012 fand in der Adventgemeinde Ansbach ein Impulstag statt für Frauen aus Adventgemeinden. Thema: Ellen G. White und die Frauen: was sie über Frauen gesagt und wie sie selbst als Frau gelebt hat. Es referierte Dr. Johannes Hartlapp von der theologischen Hochschule Friedensau. Ellen White gehörte zu den Pionierinnen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.
Schwestern aus ganz Bayern kamen, um sich dieses relevante Thema anzuhören.
Bruder Hartlapp begann damit, die Rolle des Propheten im Alten und Neuen Testament anhand von Bibelstellen zu klären. Ihre Aufgabe beschränkte sich nicht darauf, die Zukunft vorauszusagen, sondern dem Volk auch Gottes Botschaften zu verkünden, sodass sie in erster Linie Lehrer und geistliche Führer waren. Bruder Hartlapp zeigte außerdem auf, dass damals (zur Zeit der Entstehung unserer Bibel) auch Propheten lebten, deren Schriften nicht in die Bibel aufgenommen wurden. Die Erklärung dafür liegt darin, dass es Botschaften gab, die für einen bestimmte Zeit und eine bestimmte Situation zutrafen. Die Schriften der Bibel dagegen sind für jede Zeit und Situation wichtig. Ein weiterer Punkt in den Ausführungen war, dass auch in der nachbiblischen Zeit Propheten wirkten, und dass man selbst Luther als Prophet bezeichnen darf.
Diese allgemeine Thematik um die Propheten füllte den Vormittag. Und nun gab es erst einmal als Unterbrechung viele Köstlichkeiten zum Mittagessen, die von fleißigen Händen zubereitet und aufgetragen worden waren. Schon allein wie schön der Raum und die Tafel hergerichtet waren, hieß jeden willkommen, und es fand sich Zeit für das Miteinander.
Nach der Mittagspause ging Bruder Hartlapp auf das Wirken von Ellen White ein. Er erzählte anschaulich, mitreißend und interessant so einiges aus Ellen Whites Leben, das man vielleicht noch nicht gehört hatte. Sie wurde einem durch diese Erzählungen so menschlich nahe gebracht, wie selten in anderen Darstellungen. Bruder Hartlapp zitierte dabei immer wieder aus dem autobiographischen Buch, das Ellen White selbst über ihr Leben geschrieben hat.
Nach einer Pause, die man nutzen konnte, um Sonnenschein zu tanken, kam Bruder Hartlapp schließlich zu dem Punkt, wie Ellen White mit dem Thema „Frauen in der Gemeinde“ umging. Dabei zeigte sich, dass Ellen White in vielen Dingen ihrer Zeit-Epoche weit voraus war und Frauen als gleichwertig betrachtete. Es war ihr jedoch wichtig, gewisse gesellschaftliche Normen zu wahren, denn das Wichtigste in der Evangeliumsverkündigung ist und bleibt, Menschen entgegenzukommen und sie zu gewinnen, und nicht sie abzustoßen.
Ähnlich sind die oft zitierten Verse aus den Briefen im Neuen Testament zu sehen, die von Frauen handeln (die Frau schweige in der Gemeinde und frage zuhause ihren Mann; die Frau bedecke ihr Haupt; usw.). Paulus und Petrus versuchten eine Ordnung in der Gemeinde zu wahren, die der damaligen Kultur entsprach, damit Menschen von außerhalb der Gemeinde nicht abgestoßen wurden, sondern sich angezogen fühlen konnten. Dass Paulus auf geistlicher Ebene dennoch keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern machte, zeigte er dadurch, dass er schrieb: Vor Gott gibt es keinen Unterschied, da ist weder Jude noch Grieche, weder Freier noch Sklave, weder Frau noch Mann; sie sind alle eins und gleichwertig in Christus (Römer 10,12, 1. Korinther 12,12-13; Galater 3,28). Gott macht im geistlichen Bereich keine Unterschiede.
So gab es auch damals in der Gemeinde Frauen, die Prophetinnen waren und sicherlich Gottes Botschaften in der Gemeinde verkündeten – die also in der Gemeinde sprachen und lehrten. Auch Ellen White stand auf der Kanzel, predigte und lehrte. Zu ihrer Zeit gab es außerdem eine eingesegnete ordinierte Predigerin und Evangelistin in der adventistischen Kirche, die sehr erfolgreich neue Gemeinden gründete. Ellen White hat sich nie dagegen ausgesprochen. Sie selbst hat zwar kein Amt angenommen, doch der Grund dafür war nicht, dass sie gegen Frauen in führenden Gemeindepositionen gewesen wäre, sondern weil sie sich ganz bewusst an kein bestimmtes Amt binden lassen wollte, das sie in ihrem freien Verkündigen im Auftrag Gottes hätte behindern oder in eine Schablone hätte pressen können.
Die Quintessenz von Bruder Hartlapps Vortrag war dann, dass Frauen und Männer auf geistlicher Ebene völlig gleichwertig vor Gott sind, und deshalb auch gleichwertig in ihrer Stellung und ihren geistlichen Aufgabengebieten in der Gemeinde. Es ist natürlich wichtig, bis zu einem gewissen Grad Rücksicht auf die kulturelle Einstellung der Menschen außerhalb der Gemeinde zu nehmen, um die Menschen nicht vor den Kopf zu stoßen, sondern sie zu gewinnen. Das ist immer das Ziel! Je nachdem, ob es in einem Land kulturell schwierig ist, oder ob es keine kulturellen Einschränkungen gibt, könne man die Aufgaben der Frau in der Gemeinde anpassen. Gottes guter Geist und seine Einstellung zur Frau leite uns und lasse es zum Segen aller werden.
Mit diesem interessanten und wichtigen Vortrag verging die Zeit bis 16 Uhr schnell, man hätte noch stundenlang zuhören können. Zum Abschluss richtete die bayerische Frauenbeauftragte Barbara Mahler ein herzliches Dankeschön an Bruder Hartlapp für die ausgezeichneten Ausführungen und auch dafür, dass er die lange Reise von Ostdeutschland auf sich genommen hatte. Wir sangen gemeinsam noch ein Lied und beteten. Und damit war dann auch die reich gedeckte Kuchentafel eröffnet. So gab es jetzt Zeit für den Austausch und für Gespräche, die einem reichlich versüßt wurden. Es war ein wunderbar ausgefüllter Tag, von dem jeder etwas mit nachhause nehmen konnte. Gott hatte es reich gesegnet.
Hier können MP3-Dateien dieser Veranstaltung heruntergeladen werden.
Hier kann man sich einige Bilder ansehen.
Hier kann man sich noch die offizielle Einladung dieses Impulstages herunterladen. Zeitgleich fand der girls4christ-Day statt, allerdings in separaten Räumlichkeiten der Adventgemeinde.