Das Ziel der STEWA 2006 war das sogenannte Sauloch bei Blumenrod in der Nähe von Coburg.
Sonntag, 4. Juni
Endlich wieder STEWA. Nachdem das ganze Gepäck mit den Zelten, Tischen, Bänken, Kochgeschirr und Verpflegung sowie allen Schlafsäcken und Isomatten in den Begleitfahrzeugen und dem Pferdeanhänger verstaut war, konnte es losgehen. Das erste große Stück fuhren wir ganz pfadfinderuntypisch mit den Begleitfahrzeugen nach Streitberg in der Fränkischen Schweiz. Dort gibt es ein kleines Freibad. Auf dem Natur-Parkplatz des Bades durften wir unsere Zelte aufschlagen: die große Jurte für die Mädchen und ein Agadir für die Jungs. Vor den Zelten standen unsere Bänke und Tische sowie die Gasflasche zum Kochen. Wir durften die Toiletten des Schwimmbades benutzen. Zum Baden war es aber trotz des sonnigen Wetters viel zu kalt. Schon das erste gemeinsame Essen schmeckte hervorragend. Der Abend klang aus mit gemeinsamem Singen zur Gitarrenbegleitung. Alles war friedlich, die Zelte eingerichtet. Keiner ahnte, was in dieser Nacht passieren sollte.
Montag, 5. Juni
Kurz nach zwei Uhr morgens kam eine kleine Gruppe junger Leute, die wahrscheinlich mit irgendeiner Gruppe eine Nachtwanderung gemacht hatte, an unseren Zelten vorbei. Harald wachte wegen der Stimmen und des Gelächters auf und bat die Jugendlichen, leise zu sein und zu verschwinden. 20 Minuten später (diese Jugendlichen waren längst über alle Berge, Ruhe war wieder eingekehrt) fiel der Baumstamm, an dem die Jurte verspannt war, plötzlich um. Lautes Kreischen und Geschrei im Mädchenzelt! Nachdem sich die Mädchen aus dem zusammengebrochenen Zelt befreit hatten, offenbarte sich im Licht von Taschenlampen ein entsetzliches Szenario: die große Jurte war zusammengebrochen, der Baumstamm lag am Boden, ein Gewirr von Seilen, mitten im Chaos die persönlichen Sachen der Mädchen. Die Jugendlichen hatten die Heringe zum Spaß herausgezogen. In der Dunkelheit bauten wir, frierend und müde, im Licht von Taschenlampen die Jurte wieder auf: eine echte Herausforderung! Unsere Jungs, die ja im Agadir schliefen, haben nichts bemerkt!
Am nächsten Morgen stellten wir dann bei der Andacht fest, dass es gar nicht so leicht ist, Böses nicht zu vergelten. Bei Gesang und Gebet verschwand aber unser Groll über diesen Streich und wich der Dankbarkeit, dass durch den umfallenden Baumstamm niemand verletzt worden war. Und außerdem hatte dieser Tag noch Spannendes zu bieten!
Wir waren nämlich mit einem professionellen Höhlenführer verabredet. Er versorgte jeden mit Helm und Stirnlampe und dann ging`s los. Nun, wir wussten bereits, dass wir einen Satz Klamotten nur für die Höhlenbegehung reservieren sollten. Aber von wegen Begehung: Bekriechung wäre sicher das realistischere Wort gewesen. Mit aufopferungsvoller Hilfestellung lotste unser Höhlenführer die gesamte Mannschaft durch die Höhlen. Dabei krochen wir nicht selten, platt auf dem schlammigen Boden liegend, durch enge Stellen. Einige Pfadis fanden dann doch Gefallen an dieser abenteuerlichen Fortbewegung und probierten mit sachkundiger Hilfe aus, wohin man überall klettern und kriechen konnte. War schon spannend, festzustellen, dass nach einer engen Spalte sich wieder ein großer Raum auftat. Manchmal mussten wir uns aber schon die Frage stellen, ob man auch wieder raus kommt wegen der Engstellen. Fast unheimlich war dann das Experiment, als wir tief in einer Höhle alle das Licht ausschalteten. So stockfinster war es noch nie in unserem Leben. Und außerdem war es totenstill. Wir eroberten mehrere Höhlen, die jeweils einen Fußmarsch weit auseinander lagen. Manche Pfadis blieben dann doch lieber vor dem Höhleneingang stehen. Wie muss es wohl König David ergangen sein, als er sich vor langer Zeit mit seinen Leuten in einer Höhle vor Saul versteckt hatte?
Nach dieser Wanderung nahmen wir an einem Parkplatz ein gemeinsames Essen ein und fuhren zu unseren Zelten zurück. Am Abend gab`s dann ein Feuerchen und Stockbrotessen. Wir durften die Nacht noch einmal an gleicher Stelle verbringen. Diesmal waren wir klüger und organisierten Nachtwachen.
Dienstag, 6. Juni
Jetzt mussten alle Zelte wieder abgebaut und das ganze Gepäck wieder verstaut werden. Nach kurzer Fahrt mit den Versorgungsfahrzeugen hieß es dann "Das Wandern ist des Pfadis Lust". Aber so lustig war es nicht die ganze Zeit, denn es begann teilweise heftig zu regnen. Nicht alle Schuhe überstanden diesen Härtetest und so mancher Fuß ging dann doch im Schuhwerk baden. Pfadis helfen sich nicht nur gegenseitig, es wird ihnen auch geholfen. Eine nette Familie gewährte einigen Pfadis in ihrem Haus ein Toilettenasyl. Wahrscheinlich musste diese Familie nach unserem Streifzug einen Großputz von der Haustüre bis in die besagte Toilette organisieren, um unsere Spuren wieder zu beseitigen. Am Nachmittag wurde das Wetter dann wieder besser. Unser Ziel war ein Sportheim. Welch ein Segen waren die Duschen! Das Abendessen im Freien schmeckte hervorragend, wir fanden auch noch Zeit zum spielen. Außerdem wurden die Tore als Wäscheleine missbraucht zum Trocknen einiger Klamotten. Wir konnten dann in den Umkleideräumen übernachten. Die Jungs lagen allerdings wie Ölsardinen zusammen. Zwei ganz Hartgesottene übernachteten ohne Zelt mit Schlafsack und Isomatte im Freien.
Mittwoch, 7. Juni
Am nächsten Morgen war es zwar kühl, es scheinte aber die Sonne. Heute sollte der große Ankunftstag am Abschlusslager werden! Gut gelaunt verzehrten wir unser Frühstück und machten uns auf eine kurze Wanderung zu dem großen Pfadfinderlager, dem sogenannten Sauloch. Dort angekommen, gab es erst einmal herzliche Begrüßungen mit Pfadis anderer Gruppen. Man kannte sich eben aus früheren Lagern oder Veranstaltungen. Dann aber der Schock: das Sauloch besteht aus mehreren Etagen mit Wiesen, die durch Waldwege miteinander verbunden sind. Jetzt mussten wir also unser gesamtes Gepäck und die ganze Ausrüstung ausgerechnet auf die zweithöchste Etage hinaufschleppen: eine echte Tortur. Außerdem stand in den schattigen Waldwegen noch das Regenwasser der vergangenen Tage, die Wege waren ausgesprochen schlammig. Diese Wege sollten in den nächsten Tagen noch zahlreiche Spuren an unseren Schuhen und Hosen hinterlassen! Nach mühevoller Arbeit standen schließlich am Abend alle Zelte, sämtliche Gruppen waren anwesend. Es konnte losgehen mit der Eröffnungsveranstaltung im großen Gemeinschaftszelt, das mehrere Hundert Personen fasste. Gastredner war Friedbert Hartmann, das Motto hieß "Tool for Life". In vielen Andachten konnten wir in den nächsten Tagen den Wert der Bibel erkennen, ein echtes Tool zum Leben. Ab Mittwoch hatten wir schönes, allerdings manchmal etwas kaltes Wetter.
Donnerstag, 8. Juni
Jeden Morgen gab es noch vor dem Essen eine gemeinsame Andacht. Immer drei Gruppen (eine Etage des Saulochs) fand sich zusammen. Mit Singen, einem Wortbeitrag und mit Gebet wurde der Tag begonnen. Nach dem Frühstück und dem obligatorischen Treffen im Gemeinschaftszelt gab es am Donnerstag ein weiteres Highlight. Eine Spaßolympiade war angesagt. An zahlreichen Stationen wurden orginelle und witzige Spiele durchgeführt. Lachen ist gesund!
Freitag, 9. Juni
Der Freitag war reserviert für Workshops. In Gruppen bis zu 12 Personen wurden die verschiedensten Themen und praktischen Fertigkeiten angeboten, geeignet für jede Altersstufe. Auch unsere Gruppe bot zwei Workshops an: Seifenherstellung und Scoubidu-Bänder. Es gab außerdem reichlich Pfadfindertechnik, zum Beispiel das Bauen einer Seilbrücke. Beliebt war auch die Kletterwand an einem Naturfelsen mit fachkundiger Absicherung durch Seile. Learning by Doing, das machte Freude und war stressfrei. Und wie immer: viel Gesang und spannende Geschichten im Gemeinschaftszelt.Am Nachmittag war dann Zeit, alle Vorbereitungen zu treffen für den Sabbat. Mittlerweile war das Wetter sehr schön und sonnig. Vor der Abendveranstaltung im Gemeinschaftszelt ließen es sich einige begeisterte Fußball-Fans aber nicht nehmen, über Radio ( und auch mobilen Fernseher!) das Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft zu verfolgen, das Deutschland ja spektakulär gewann. Alle Tore sickerten als Mundpropaganda in Windeseile durch das Lager, so dass sogar die Fußball-Gleichgültigen rasch jedes Zwischenergebnis erfahren mussten.Als sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, konnte dann doch in gewohnt stimmungsvoller Athmosphäre der Sabbatanfang gefeiert werden. Waldemar Hartmann verstand es immer wieder, den Pfadis das Wort Gottes anschaulich nahe zu bringen.
Samstag, 10. Juni
Wir hatten am Morgen etwas mehr Zeit. Der Gottesdienst begann um 9.30 Uhr. Weil viele Gäste anwesend waren, war das Versammlungszelt brechend voll. Das Gottesdienstprogramm war sehr abwechslungsreich und gefüllt mit viel Musik. Und wieder war es Waldemar Hartmann, der mit Hilfe verschiedener Nahrungsmittel unter Zuhilfenahme von Pfadfindern seine Botschaft veranschaulichte. Weil diese Pfadis sich zwar bereit erklärt hatten, mitzumachen, aber letztlich nicht wussten, was auf sie zukommen sollte, gab es spontan humorvolle Szenen und Worte aus Kindermund. Es war eine Freude! Die Gottesdienstbesucher und insbesondere wir Pfadis wurden wirklich gesegnet.
Unsere Gruppe musste sich nach dem Gottesdienst etwas beeilen. Wir waren nämlich dran mit der Ausgabe des Essens. Das machte zwar Spaß, erforderte aber doch Umsicht. Schulter an Schulter standen bei der Essensausgabe unsere Kleinen neben den erfahrenen Scouts. Kameradschaft wird bei uns Pfadis eben groß geschrieben.
Am Nachmittag war viel Zeit, um intensiv Kontakte und Freundschaften zu pflegen oder neue Leute kennen zu lernen. Am Abend gab es dann die Abschlussversammlung im Gemeinschaftszelt. Zum Finale erhielt jeder Teilnehmer einen mit Gas gefüllten Luftballon mit einem anhängenden Kärtchen. Eine besondere Herausforderung hatten dabei die Gruppenleiter zu bewältigen: sie erhielten nämlich alle Luftballons ihrer jeweiligen Gruppe gebündelt und nicht selten hoffnungslos verknotet. Bei dem Kärtchen handelte es sich übrigens um eine Gutscheinkarte für einen kostenlosen Bibelfernkurs. Die Bibel war ja unser Hauptthema bei diesem Lager. Auf Kommando ließen alle ihren Luftballon fliegen. Mehrere Hundert Luftballons schmückten den Abendhimmel. Ein echtes Schauspiel.
Zuletzt folgte dann noch der bunte Abend. Eine Gruppe hatte mit viel Witz und Engagement Spiele vorbereitet, so dass es noch einmal hoch herging im Versammlungszelt. Traditionell folgte die Nacht des Aufbleibens und Abschiednehmens.
Sonntag, 11. Juni
Müde wachten wir am Sonntagmorgen auf, immer noch sehr schönes Wetter. Das Abbauen der Zelte kostete sehr viel Zeit, weil bereits einige Pfadis von ihren Eltern abgeholt worden waren und als Helfer fehlten. Mit vereinten Kräften schafften wir es, alles zu verstauen und wieder nach unten zu tragen. Fix und fertig, aber sehr glücklich und um viele Erfahrungen reicher fuhren wir nach Hause.
Hier kann man sich Bilder dieser STEWA anschauen.